Wipperau-Kurier

Brandleben

Kamele im Wendland


Seit mehr als drei Jahren betreibt Familie Grziwa „Kamele im Wendland“. Bei Tagesausflüglern und Touristen erfreut sich der Hof großer Beliebtheit: Sie können den Tieren dort hautnah begegnen und es gibt spannende Fakten und Anekdoten.

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Die Kamele haben freien Zugang zu ihren Ställen – Fotos: dsa


Fritz ist weg. Er ist nicht im Stall – dorthin haben sich Alvin, Laika und Luise vor der spätsommer‧lichen Wärme verzogen und blinzeln in die Sonne. Kein Rufen lockt ihn. Erst als Olaf Grziwa mit ‧einem Futtereimer um die Ecke biegt, kommt Bewegung in die Gruppe.
Das Gras auf der Wiese reicht natürlich nicht, um den Hunger der vier Kamele zu decken. Heu und Stroh bilden das Hauptfutter, „Kamel-Müsli“ und Ölpresskuchen sorgen für Ausgleich im Mineralhaushalt. Dazu erfreuen sich die Höckertiere an Dornengewächsen: „Rosen, Brombeeren … alles, was wir nur mit Handschuhen anfassen können, begeistert die Kamele“, sagt Olaf Grziwa.
Fritz gesellt sich schnell wieder zur Gruppe. Er zählt vier Jahre und wird in zwei Jahren ausgewachsen sein. Mit einer Lebenserwartung von bis zu 40 Jahren steht auch der älteste der Schwielensohler, der zwölfjährige Alvin, in der Blüte seines Lebens. Alvin ist circa 800 Kilogramm schwer und hat eine beeindruckende Höhe (Höcker nicht mitgerechnet) von 1,95 Meter – generell können Trampeltiere bis 2,30 Meter Schulterhöhe erreichen.
Vor gut drei Jahren hat Familie Grziwa auf ihrem Hof in Brandleben die ersten Kamele von einer Freundin übernommen. Seitdem sind sie angetan von den Tieren und zeigen ihr Hobby gern Besuchern. Die Wolle der Kamele geben sie in die Wollmühle, wo sie unter anderem zu Garn, Kardenband und Bettdecken verarbeitet wird. Nicht verarbeitbare Reste werden zusammen mit Schafswolle zu Blumendünger-Pellets.

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Heu und Stroh bilden die Grundversorgung der Tiere
Kuscheln mit Kamel
Beim Kamelkuscheln können Gruppen aller Art (nicht zuletzt Schulklassen und Kindergartengruppen) auf Tuchfühlung gehen und so den höckerigen Lebewesen – einen Höcker hat das Dromedar, zwei das Trampeltier, Kamele sind sie alle – näherkommen. Kamele gelten als Exoten; Zur Haltung der Herdentiere braucht es darum – neben einer ausreichenden Stellfläche – nach Besuch eines Kurses zur Erlangung des nötigen Wissens die Erlaubnis des Veterinäramtes.
Bereits seit den 1980er-Jahren ist der Import von Kamelen in die Europä‧ische Union verboten. Somit sind alle Tiere des Hofes in Deutschland geboren. Die nordische Sozialisierung hinterlässt ihre Spuren: „Die Tiere sind die tägliche Wasser‧gabe gewohnt und können deshalb nicht so lange ohne Wasser auskommen wie ihre Artgenossen in der Heimat“, so Grziwa. (Der Höcker speichert Energie in Form von Fett, nicht Wasser).
Aber auch in Sachen Klima sind die Tiere angepasst – so sind Fritz & Co auch in den Wintermonaten auf der Weide anzutreffen, sie wohnen in offener Stallhaltung und können diesen nutzen, wann und wie sie wollen.

Tödlicher ZwischenfallBild "_PAN7221.jpg"
Übernachtungen bei den Kamelen sind gegen Spende möglich.

Eine tragische Entwicklung gab es im Frühjahr als im März 2023 die zweijährige Dromedarstute Lotta tot auf der Weide aufgefunden wurde – ein großer Verlust für die Mutterstute, die Herde und ein großer persönlicher und finanzieller Verlust für die Familie Grziwa. Lotta erlag den Nachwirkungen von Schlagverletzungen. Als Flaschenaufzucht war sie sehr menschenvertraut. Die Polizei schließt ein anderes Tier als Verursacher aus – eine menschliche Fremdeinwirkung allerdings nicht. Ein Täter konnte nicht ermittelt werden.
Die Familie Grziwa betreibt den Kamelhof mit viel Begeisterung und Freude, das merkt man ‧sofort. Der Hof finanziert sich über Buchungen – das „Kamel kuscheln“ erfreut sich großer Beliebtheit – und über die Produkte, die im Hofladen verkauft werden, aber auch über Spenden.
Eine Erweiterung des Betriebes ist geplant. Zurzeit stehen zwei Wohnmobilplätze zur Verfügung. Der Hof in Brandleben bietet auch das nahezu einmalige Erlebnis, (fast) inmitten der Kamele zu übernachten.
dsa

Weitere Informationen zum Hof:
www.kamele-im-wendland.com